Lancaster, 11. April 1992
Im Zusammenhang mit meinem Rücktritt gibt es unzählige Gerüchte und Mutmaßungen, die mit der Wirklichkeit wenig zu tun haben und daher Klärung bedürfen.
Tatsächlich hatte ich schon vor drei Jahren vor, mich aus der Bienenzucht in Buckfast, für die ich seit dem 1. September 1919 verantwortlich bin, zurückzuziehen.
Mit Rücksicht auf die höheren Interessen des Klosters und der vielen Imker, die sich auf meine Arbeit verließen, beschloss ich jedoch, so lange wie möglich weiter aktiv zu bleiben. Die von uns gezüchtete Bienenrasse zeigte nicht nur hervorragende ökonomische Qualitäten, ihre Resistenz gegen Tracheenmilben konnte endlich auch wissenschaftlich bestätigt werden. Nun stand die Entwicklung einer genetisch begründeten Resistenz gegen Varroamilben vor.
Im Laufe des Jahres 1991 wurde jedoch immer deutlicher, dass die mit dieser Arbeit verbundene tägliche Belastung meine Kräfte überstieg. Im Juli erlitt ich einen leichten Herzanfall. Die Ärzte meinten, ich könne von Glück sprechen, weil keine ernsthafteren Schäden zurückblieben, solle den Anfall jedoch als Warnung begreifen. Es sei nun an der Zeit, kürzer zu treten und meine Aktivitäten einzuschränken.
Im September kamen dann weitere gesundheitliche Probleme dazu und mir wurde klar, dass ich entweder für zusätzliche Hilfe sorgen oder zurücktreten müsse.
Vergeblich suchte ich nach einem passenden Helfer. Dann schlug mir Herr R. Zimmer vor, Herr M. van der Zee um seine Mitarbeit zu bitten. Erfreut griff ich diesen Vorschlag auf, denn ich kannte Herrn van der Zee seit 20 Jahren persönlich; er besuchte Buckfast regelmäßig und hatte stets tatkräftig mitgeholfen, wenn es um die Erledigung züchterischer Aufgaben ging. Darüber hinaus hatte er zumeist auf eigene Kosten — mehrere Reisen in die Sahara, nach Kleinasien und Ostafrika unternommen, um uns mit neuem Zuchtmaterial zu versorgen. Meiner Ansicht nach war er für die Fortführung der spezialisierten Bienenzucht in Buckfast denkbar gut geeignet. Herr R. Zimmer stimmte dieser Ansicht ohne jeden Vorbehalt zu.
Als ich diesen Vorschlag der Klosterführung unterbreitete, wurde er leider abgelehnt. Da mir inzwischen mehr als deutlich geworden war, dass ich ohne entsprechende Hilfe nicht weiterarbeiten konnte, zog ich mich daraufhin vollständig aus der Bienenzucht zurück.
Ich sollte betonen, dass die Entscheidung, Herr van der Zee nicht einzustellen, getroffen wurde, während ich in Frankreich war. Daher hatte ich keine Gelegenheit, auf die Konsequenzen hinzuweisen, die sich aus dieser Entscheidung unweigerlich ergeben würden.
Die in dem Bericht von Herrn Keld Brandstrup und Herrn Ülf Gröhn nach ihren Gesprächen mit dem Abt und Prokurator angedeutete Möglichkeit, dass ich nach der Wiederherstellung meiner Gesundheit die Zucht und Auswahlarbeit beaufsichtigen könne, ist nicht praktikabel.
Außerdem würde sie mich in eine Position drängen, die mir ganz und gar nicht entspricht: Sie würde nämlich zu der trügerischen Annahme führen, dass die Verlässlichkeit des Zuchtbestandes ebenso gewährleistet sei wie in der Vergangenheit. Dies könnte ich jedoch nicht garantieren, denn die wahre Einschätzung des Zuchtpotentials erfordert eine kontinuierliche Beobachtung der Bienenvölker zu allen Jahreszeiten, was nur möglich wäre, wenn ich wieder die gleiche Verantwortung trüge wie in all den Jahren seit September 1919. Nur formal die Verantwortung zu übernehmen, ohne einen kompetenten Assistenten zu haben, der die Kontinuität des Zuchtbestandes sicherstellt, macht für mich keinen Sinn.
Wie es auch im Bericht der Sunday Times klar zum Ausdruck kommt, habe ich nicht den Wunsch, die Bienenzucht wieder aufzunehmen. Nur um das Erreichte zu bewahren und die bereits initiierte Entwicklung einer verlässlichen Resistenz gegen Varroamilben zu sichern, wäre es mir eine Pflicht, in meinen Bemühungen fortzufahren, so lange es die Vorsehung bestimmen mag.
Bruder ADAM
Lancaster, 11. April 1992
aus Imkerei-Technik-Magazin, 1993, N° 4 Seite 27-28
und Gemeinschaft der Buckfastimker, 1993