„Ein Bienenschwarm im Mai…

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… ist Wert ein Fuder Heu.
Ein Bienenschwarm im June, ist Wert ein fettes Huhn.
Ein Bienenschwarm im Jule, ein Federspuhl“

So lautet eine alte Imkerweisheit. Ein Fuder Heu war seinerzeit wirklich begehrt und teuer.  Der Spruch weist darauf hin, dass sich ein Bienenschwarm, der z.B. im Mai gefangen wird, sich das restliche Jahr prächtig entwickeln wird und man, sofern gute Bedingungen vorherrschen, auch schon Honig ernten wird.

Für mich ist das Schwärmen der Bienen immer wieder ein Erlebnis. Zu sehen, wie Bienen aus dem Bienenstock quellen um dann in die Lüfte zu steigen, auf die Königin wartend um sich dann ein neues Zuhause zu suchen. Dies ist die natürliche Vermehrungsform eines Bienenvolkes – ihr Baby sozusagen.

Im Bienenstock bleiben etwa die Hälfte der Bienen und zahlreiche Weiselzellen zurück. Mit Glück wird die junge Königin, die Tage später schlüpft, begattet und beginnt Eier zu legen um so den Fortbestand des Bienenvolkes zu sichern.

Zwei Nachschwärme aus den MiniPlus-Einheiten hängen in gut erreichbarer Höhe, perfekt zum Einfangen.

Als Imker im Nebenerwerb sehe ich Bienenschwärme allerdings nicht so gern. Zum Einen ist die Gefahr groß, dass ich nicht am Bienenstand bin, wenn ein Volk schwärmt und ich den Bienenschwarm somit auch nicht fangen kann, zum Anderen bedeutet ein Bienenschwarm für mich als Imker auch mehr Arbeit und eine ungewisse Zukunft des verbleibenden Volkes. Deshalb selektieren wir in der Königinnenzucht vor allem Völker, die entweder überhaupt keine Schwarmneigung mehr haben oder die sich in der Schwarmzeit leicht lenken lassen.
Einige meiner Imkerfreunde erwidern immer wieder, dass ein Volk den Schwarmtrieb braucht – er zeige, dass das Volk vital sei. Diesen natürlichen Trieb zu unterdrücken sei nicht wesensgemäß oder artgerecht.

Hier sieht man zwei Nachschwärme aus einem Bienenvolk mit jeweils einer Jungkönigin.

So sehr ich diese Meinungen verstehen kann, teilen kann ich sie nicht. Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Bienenschwarm, der dem Imker entwischt und sich in einem hohlen Baum oder an einer anderen, nicht erreichbaren Stelle niederlässt, Krankheiten mit sich trägt. Insbesondere meine ich hier die „Bösartige Amerikanische Faulbrut“. Wir hatten im Kreis Mittelsachsen in den letzten Jahren häufiger damit zu kämpfen. Wilde Bienenvölker können daher ein wirkliches Problem darstellen!

Dazu kommt die Sache mit dem verbliebenen, dann weisellosen Bienenvolk. Hier schlüpft Tage nach dem Auszug der alten Königin eine neue Regentin. Diese wird sich in mehreren Paarungsflügen mit Drohnen verpaaren um dann die nächsten Jahre Eier legen zu können. Ich erlebe es nicht selten, dass die Paarung bei Standbegattung misslingt und die junge Königin abhanden kommt. Das führt dazu, dass die im Bienenstock verbleibenden Bienen irgendwann selber anfangen Eier zu legen. Man spricht dann von der sog. „Buckelbrut“, denn die Arbeitsbienen können nur unbefruchtete Eier legen, die sich zu mickrigen Drohnen entwickeln – das Volk ist also nicht überlebensfähig. Wenn das der Imker nicht rechtzeitig bemerkt und dem Volk durch das Zusetzen einer neuen Königin hilft, ist das alte Bienenvolk verloren.

Die beiden Schwärme sind im Kasten und werden am gleichen Tag abends am Endstandort aufgestellt.

Wie Sie sehen birgt das Schwärmen doch auch Gefahren und für uns Imker einen nicht zu unterschätzenden Mehraufwand. Ich möchte daher alle Imker ermutigen, ihre Völker auch auf Schwarmträgheit hin zu selektieren.

Der Bienenschwarm beim Einlaufen in sein neues Zuhause

In meinem Bestand gab es die letzten Jahr mal ein oder zwei Wirtschaftsvölker, die unbedingt schwärmen wollten und es auch taten. Ich bemerke dies meist im Spätsommer daran, dass sich eine neue, ungezeichnete Königin im Stock befindet. Diese wird dann durch eine Zuchtmutter ausgetauscht. Eine wöchentliche Schwarmkontrolle kann ich bei etwa 50 Wirtschaftsvölker zeitlich nicht durchführen.

 

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