1996 – Nachruf von Paul Jungels

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Der Mönch und die Honigbiene

Paul Jungels

Ewicht Gaass 1A
L -9361 Brandenbourg – LUXEMBOURG
Email: apisjungels@vo.lu – Web: http://www2.vo.lu/homepages/apisjungels

„Br. Adam meldete sich als zarter Knabe, Karl mit Vorname, bei Abt VONIER zum Eintritt in die Buckfast-Abtei. Der Abt hatte Bedenken, das überzarte Bürschchen aufzunehmen. Erst im letzten Augenblick fiel ihm der Klosterbienenstand ein. Hierfür schien der kleine Karl der richtige Mann zu sein. Abt VONIER, in allem sehr tüchtig, hatte auch hier einen guten Griff getan. Ich kenne keinen besseren Imker und Züchter als Br. Adam. Auch in der Gesamtgeschichte der Bienenzucht wird ADAM (Karl) KEHRLE einen ganz besonderen Ehrenplatz einnehmen.“ (Armbruster, 1950)!

Mit diesen Worten begann Prof. ARMBRUSTER, der große Visionär der deutschen Imkerei, 1950 einen Bericht über die Buckfastimkerei und den damals noch recht unbekannten Br. Adam. Heute, 46 Jahre später, gibt es wohl niemanden, der Prof. ARMBRUSTER in seiner Vorhersage von damals widersprechen würde.

Karl Kehrle (Br. Adams bürgerlicher Name) wurde am 3. August 1898 im schwäbischen Mittelbiberach als Sohn eines Dorfmüllers geboren. Auf ausdrücklichen Wunsch seiner Mutter trat er bereits im März 1910 in die Benediktinerabtei in Buckfast (Südwest England) ein, deren Insassen damals fast nur Deutsche waren. Für die Arbeit auf dem Bau der sich damals im Wiederaufbau befindlichen Benediktinerabtei war der junge Mönch einfach zu schwach. Deshalb wurde er 1915 in die Klosterimkerei eingewiesen, deren Leitung er im Herbst 1919 übernahm.

Br. Adam stand hier vor einer Fülle von Problemen. Die „Isle of White Krankheit“, später als Tracheenmilbe erkannt, hatte ab 1916 über 90% der Bienenvölker in England ausgerottet. Auch die Klosterimkerei war betroffen. Man sah sich zu Importen gezwungen, hauptsächlich aus Frankreich, aber auch aus Norditalien. Die einheimische, dunkle Biene, die nördliche Variante von „apis mellifera-mellifera“ erwies sich als extrem anfällig gegenüber der Tracheenmilbe.

Br. Adam: 

„Diese Rasse gehört der Vergangenheit an, sie existiert nicht mehr. Sie fiel der Milbenepidemie gänzlich zum Opfer. Unsere Erprobungen und Versuche belegten einwandfrei, daß die heute in England vorhandenen Reste der dunklen Biene keineswegs, wie hin und wieder angenommen wird, der altenglischen Biene entstammen, sondern aus Importen der französischen Varietät “

Br. Adam machte eine eigenartige Erfahrung: Kreuzungen zwischen der Italienerbiene und den Drohnen der dunklen, einheimischen Biene – und bei entsprechender Auslese auch deren Nachkommen- erwiesen sich als milbenresistent. Etwa zur gleichen Zeit erschien in Deutschland die „Bienenzüchtungskunde“ von Prof. L. ARMBRUSTER, ein Buch das sich hauptsächlich mit den züchterischen Möglichkeiten bei der Honigbiene auf den Grundlagen der Mendellehre befaßte.

„Dieses Buch sowie die eigenen Erfahrungen in der Resistenzzucht gegenüber der Tracheenmilbe eröffneten in mir die Welt von Möglichkeiten der Züchtung und bildeten gemeinsam den Stein des Anstoßes für mein eigenes Bemühen in der Züchtung der Honigbiene…“

Aufbau der Buckfastimkerei

Auf dem Klosterbienenstand sah es also nicht rosig aus. Nicht nur die Tracheenmilbe, sondern auch die Beuten – und Rähmchenvielfalt erschwerten die Arbeit. 1915 wurde mit der Erneuerung und Vereinheitlichung, der Umstellung auf das englische Vereinsmass begonnen. „Bienenkästen entsprechend den damaligen Erkenntnissen von modernster Art“.

Ein besonderes Erlebnis beeinflußte nicht nur die weitere Entwicklung der Klosterimkerei, sondern prägte noch vielmehr die weitere imkerliche Entwicklung des jungen Mönchen Br. Adam:

„Mir war bald klar, daß man mit der weit fruchtbareren Italienerbiene nicht imkern konnte wie mit der einstigen englischen dunklen Biene. Unter den argwöhnischen Blicken meiner Mitarbeiter liess ich im Herbst 1920 einem besonders guten Volk 2 Bruträume mit insgesamt über 20 kg Honig als Winterfutter. Im kommenden Frühjahr erwies sich dieses Volk bei weitem als das stärkste. Ohne irgend ein Zutun war es bei Beginn der Obstblüte aufsatzreif, es verursachte den ganzen Sommer über keinerlei Arbeit, außer dem Zufügen jeweils eines weiteren Aufsatzes, deren es insgesamt 6 benötigte. Am Ende des Bienenjahres überragte dieses Versuchsvolk mit all seinen Aufsätzen den Bienengarten wie ein Leuchtturm“.

Bis 1923 wurde daraufhin in Buckfast entsprechend den neuen Erkenntnissen mit 2 Bruträumen je Volk (engl. Vereinsmass, ähnlich dem DN.) und mit einer größeren Menge Winterfutter, hauptsächlich Heidehonig, geimkert. Es waren vor allem betriebstechnische Überlegungen die Br. Adam dazu motivierten ein neues, größeres Rähmchenmass versuchsweise mit einzubeziehen:

„Ich wollte unbedingt ein Rähmchenmass und einen Brutraum der den Bedürfnissen auch der fruchtbarsten Königin genügen würde. Da ich in der Tat keinen Vorteil sah in der Verwendung des englischen Vereinsmasses mit 2 Bruträumen pro Volk und der gleichen Betriebsweise im Langstrothmaß, entschloß ich mich für einen Dadantkasten mit 12 Brutwaben, ausschließlich aus betriebstechnischen Erwägungen. Dies obwohl ich damals von allen Seiten gewarnt wurde, mit einem Brutkasten dieses Ausmaßes auf der Heide keine Ernten zu erzielen, da die Bienen entweder alles verbrüten würden oder aber den eingetragenen Honig aufgrund der späten Jahreszeit ausschließlich im Brutraum ablagern würden. Da diese Warnungen von erfahrenen Heideimkern kamen konnte ich sie nicht als unberechtigt abweisen. Die Praktische Erfahrung erbrachte jedoch alsbald den Beweis, daß diese Fachleute sich irrten“.

Zwischen 1925 und 1930 erprobte Br. Adam seine neuen Beuten auf 3 Außenständen, wo je die Hälfte der 40 Völker in Dadantbeuten bewirtschaftet wurden, die restlichen 20 Völker im englischen Vereinsmass. Die Ergebnisse waren derart überzeugend, daß 1930 die gesamte Imkerei, inzwischen auf 320 Ertragsvölker angewachsen, umgestellt wurde. Dieselben Beuten sind auch heute noch (nach 66 Jahren!) in Betrieb.

Die Betriebsgebäude

Für die Verrichtung der täglichen Arbeiten steht in Buckfast ein einfacher Holzbau zur Verfügung. Hier lagern ebenfalls die Aufsätze sowie sonstige Betriebsmittel.

Die Betriebsräume für die Honiggewinnung, Honigverarbeitung, Wachsgewinnung strahlen eine besondere Würde aus. Alles in peinlichster Ordnung und Sauberkeit. Im Erdgeschoß befindet sich neben dem Schleudersaal ein spezieller, gekachelter Raum für die Wachsverarbeitung und für die Reinigung von Beuten und Geräten. Ein mit Heizöl gefeuerter Kochkessel dient als Energiequelle für sämtliche Wachsarbeiten sowie für die Sterilisation von Beuten und Geräten

In einem Nebenraum dient ein gekachelter Trog, mit elektrischer Abpumpvorrichtung der Aufbereitung des Winterfutters.

Im Schleudersaal fehlt die Entdeckelungsmaschine nicht, neben einer Radialschleuder für 44 Waben.

Aber Heidehonig läßt sich bekanntlich nicht schleudern! Das Herzstück der gesamten Einrichtung bildet daher eine von Br. Adam selbst entworfene Honigpresse. In diesem wohl einzigartigen Stück lassen sich jeweils 20 volle Waben, nachdem diese aus ihren Rähmchen gelöst wurden (angepaßte Konstruktion von Rähmchen und Mittelwand), mit ca. 100to. Druck hydraulisch auspressen. Die Leistung dieser Honigpresse beträgt über 2to. Heidehonig pro Tag!

Nach der Gewinnung durchläuft der Honig einen Filter und wird in die ein Stockwerk höher gelegenen Honigtanks gepumpt. Insgesamt 11 Honigaufbewahrungsbehälter stehen zur Verfügung, jeder mit einem Fassungsvermögen von 2,5 t. In England, wie in allen angelsächsischen Ländern, wird Honig ausschließlich flüssig verkauft. Jeder Honigtank ist daher mit einer Heizschlange versehen zur Erwärmung des kandierten Honigs. Ein Thermostat regelt die Temperatur des Wassers in den Heizschlangen. Bei Bedarf wird mit einer automatischen Abfüllmaschine in Pfundgläser abgefüllt. Auch diese beeindruckende Einrichtung hat Br. Adam selbst entworfen – und in nächtelanger Arbeit auch selbst gebaut!

Die gesamten Betriebsgebäude in Buckfast hinterlassen einen bleibenden Eindruck, alles präsentiert sich wohl durchdacht und aufeinander abgestimmt, wie aus einem Guß. Br. Adam wußte nicht nur mit Bienen umzugehen sondern genauso – und mindestens so gut auch – mit Hobel Hammer und Meißel.

Die Bienenstände

Die Mehrzahl der Buckfast – Stände sind heute mit 20 Völkern besetzt. Je 2 Völker stehen auf einem 4-Fusssockel, je 2 Sockel bilden eine 4er Gruppe. Jedes Volk, in idealer Arbeitshöhe, fliegt in eine andere Himmelsrichtung aus. Diese Aufstellung vermindert weitgehend den Verflug der Trachtbienen, eine Voraussetzung für eine einwandfreie Leistungsprüfung (dies gilt laut Br. Adam für alle Bienenrassen, incl. der Carnica, von der er im Laufe der Zeit 68 verschiedene Zuchtstämme erprobte). Im Ertrag spielt die Ausflugrichtung keine Rolle, wie oft vermutet wird. Wohl aber das Kleinklima des Standes. Br. Adam legte stets größten Wert auf eine windgeschützte Lage. Jedes Volk besitzt eine eigene Anflugrampe, mittels derer die Trachtbienen auch im Fußmarsch den Stock erreichen können, im windig – feuchten Klima Südwestenglands eine nützliche Vorrichtung die unzähligen Trachtbienen das Leben rettet.

Etliche der Außenstände sind mit einer Hütte versehen. Hier werden Beutenteile, vor allem aber Honigraumaufsätze, Fütterer usw. bienendicht untergestellt. Auf diese Weise ist das Transportproblem einer Imkerei mit vielen Außenständen zumindest minimiert. Auf allen Ständen herrscht peinlichste Ordnung und Sauberkeit. Genauso in den Völkern!

Hygiene wurde auf Br. Adam’s Bienenständen stets großgeschrieben. So werden beispielsweise die Bodenbretter alljährlich gereinigt, die Bruträume incl. Rähmchen im 4-Jahres Rhythmus gereinigt und ausgekocht (desinfiziert).

Der Heimstand, mit 40 Völkern (also 10 4er Gruppen) besetzt, ist von besonderer Schönheit. In der Mitte das Zuchthaus, ein sehr schön eingerichtetes Bienenhaus für die Ableger mit den Zuchtmüttern der jeweiligen Saison, die „Perlen“ aus den Ertragsvölkern des Vorjahres. Im Zuchthaus ebenfalls ein riesiger Brutschrank für etwa 1200 Weiselzellen, alles aus eigener Konstruktion. Br. Adam war ebenfalls Tüftler, mir scheint, einer von ganz besonderem Format . Dieser Brutschrank ist nur für Spezialzuchten in Betrieb, Br. Adam liess seine Königinnen fast ausschließlich in den Begattungseinheiten schlüpfen (doch davon später mehr). Das Bienenhaus dient aber vor allem zur Verrichtung der umfangreichen Zuchtvorbereitungen, als Besamungslabor und zum Umlarven.

Br. Adam war in früheren Jahren ebenfalls begeisterter Blumenzüchter, damals zierten riesige Blumenbeete den gesamten Heimstand. Später mußte diese Tätigkeit dann aufgegeben werden. Die 40 Ertragsvölker des Heimstandes dienen auch als Pflegevölker für die etwa 600 Jungköniginnen die im Juni gezogen werden.

Trachtverhältnisse

Das Klima in Südwest England ist extrem feucht. Man kennt hier weder schneereiche Winter, noch beständiges Hochsommerwetter. Die Niederschläge betragen im Jahresmittel 160cm! (Zum Vergleich: bei uns etwa75cm.)

„Die extreme Feuchtigkeit sowie der chronische Mangel an Sonnenschein stellen ganz spezielle Anforderungen an unsere Bienen. Eine Biene die anfällig ist gegenüber Tracheenmilben, Nosema oder dem was man weitläufig als Schwarzsucht bezeichnet, kann sich unter unseren Verhältnissen nicht halten.“

Insbesondere die milden Wintertemperaturen, verursacht durch Einflüsse des Golfstroms, machen den Bienenvölkern zu schaffen. Völker, welche sich zu einem verfrühten Bruteinschlag verleiten lassen sind kaum vor dem Nosematod zu retten.

Die Frühtracht dient hauptsächlich als Entwicklungstracht. In letzter Zeit konnte ich in England vereinzelten Rapsanbau beobachten. Aufgrund der rel. milden Wintertemperaturen ist die Blütezeit etwa ein Monat früher als bei uns. Eine bescheidene Ernte scheint jedoch möglich.

Die Haupttracht in der Gegend um Buckfast ist der Weissklee. Im Anschluß an die Kleetracht werden die Bienenvölker Anfang August in die Heide transportiert. In Br. Adam’s Anfangsjahren noch mit Schubkarren! Die Kleewiesen sind allerdings innerhalb der letzten 20 Jahren beträchtlich geschrumpft. Die Honigernten ebenfalls. Auch die Heidetracht ist nicht besser geworden.

„Zwischen 1920 und 1970 betrug unsere Durchschnittsertrag etwa 25kg. Seit 1970 beträgt die Durchschnittsernte nur noch die Hälfte. Totale Fehljahre kamen aber öfters vor, so zB.1924, hin und wieder aber auch Rekordernten, so etwa 1949. Der Durchschnittsertrag betrug damals (1949) über 90kg pro Volk, allein aus der Heide 36 kg Honig. “

Br. Adam machte neben einer Verschlechterung der Tracht ebenfalls klimatische Veränderungen für den Rückgang der Ernten in Südwestengland verantwortlich:

„Ständig kalte und ungewöhnlich trockene Verhältnisse bis Anfang Juli verhindern eine Entwicklung von Weissklee und Heide. Seit 1970 sind wir in10 Jahren nicht in die Heide gewandert weil keine Hoffnung auf eine Ernte bestand, in den vorhergehenden 50 Jahren war dies nur einmal der Fall.“

Die Betriebsweise

Br. Adam imkerte also seit 1930 ausschließlich im 12er Dadantkasten. Vor der Wanderung in die Heide (Anfang August) werden aus dem Brutraum 2 Seitenwaben entfernt. Sie sind um diese Zeit brutleer. Das Schiedbrett paßt den Brutraum den um diese Jahreszeit schrumpfenden Brutflächen noch einmal an. Die Heidetracht ist zwar sehr unzuverlässig, der Heidehonig dafür aber sehr begehrt. Auch eine geringe Ernte ist daher willkommen. Vor allem sollen die Bienenvölker aber auch einen Teil des Winterfutters selbst sammeln! Die Heide kann unter günstigen Voraussetzungen (schwühlheiße Witterung bei viel Bodenfeuchte ) aber mit einer Intensität honigen, die an das Unglaubliche grenzt.

„So zB. 1933, als die Völker zwischen dem 24. und dem 29. August im Schnitt eine tägliche Zunahme von annähernd 20 Pfund erreichten. Wir ernteten über 100 Pfund pro Volk, weitere 40-50Pfund befanden sich in den Bruträumen als Winterfutter. Die intensivste Tracht, an die ich mich erinnere. Solche Ergebnisse beruhen auf einer harmonischen Zusammenwirkung aller leistungsbezogenen Faktoren!“

Das Abernten der Völker erfolgt noch auf der Heide. Während dem Verladen zum Heimtransport werden sämtliche Völker gewogen.. Das Quantum an selbstgesammelten Wintervorräten spielte in der Zuchtauswertung Br. Adam’s eine entscheidende Rolle.

Die fertige Auffütterung wird sofort nach dem Rücktransport erledigt. Jedes Volk erhält mindestens – unabhängig vom vorhandenen Quantum Heidehonig – 7 Liter Zuckerlösung im Verhältnis 3 zu 2 . In Jahren wo die Heidetracht total versagt wird hingegen bis zu einem Mindestgewicht aufgefüttert. Als Futtergeschirr ist ausschließlich der von Br. Adam entwickelte Obenfütterer im Gebrauch. Die Überwinterung erfolgt bei reichlicher Luftzufuhr und ohne jegliche Isolation der Bienenkästen.

Im zeitigen Frühjahr werden alle unbesetzten resp. leeren Seitenwaben entfernt und die Völker mit dem Schiedbrett entsprechend ihrer Stärke eingeengt (nicht beengt!). Die Befunde der Überwinterung werden notiert, sie dienen zusammen mit den Vorjahresergebnissen als Basis für die Zuchtauswertung. Die generelle Umweiselung der Ertragsvölker erfolgt im zeitigen Frühjahr (mit vorgeprüften Jungmütter von der Belegstelle, davon später mehr). Nur etwa 10% der Altköniginnen (nämlich die Allerbesten) verbleiben in ihren Völkern. Sie werden weiterhin intensiv beobachtet, die Auserlesensten dienen später als Zuchtmütter für die nächste Generation.

Die Erweiterung der so verjüngten Standvölker erfolgt im Brutraum wie im Honigraum immer nur bei Bedarf des jeweiligen Volkes, ohne jeden Zwang, ausschließlich mit Mittelwänden und an der Peripherie des Volkskörpers. Auch für die Bestückung des ersten Honigraumes bleiben kaum einige ausgebaute Waben übrig (Aus diesen wurde nämlich der Heidehonig im Vorjahr ausgepreßt). Die kontinuierliche Verjüngung des Völkerbestandes, inkl. des Wabenbaus, ohne kostspielige und arbeitsaufwendige Ablegerbildung, darf man wohl als das Kernstück der Adam – Betriebsweise betrachten. Reizfütterungen fehlen genauso wie etwa ein Zwischenhängen von Leerwaben resp. Mittelwänden.

Auf der anderen Seite kennen die Buckfastvölker ebenfalls keinerlei Einschränkungen irgend einer Art. Jede Königin darf und muss so zeigen, was in ihr steckt.

„-Let the Bees tell you ; Laß die Bienen es dir sagen! Unsere Imkerei wird gewiß intensiv betrieben. Dennoch stützt sich meine Betriebsweise auf die einfachsten und elementarsten Grundlagen und vor allem auf eine Vermeidung jeder unnötigen Störung der Völker, sie beschränkt sich nämlich im Wesentlichen auf eine fürsorgliche Pflege der Bienen“.

Dabei hatte Br. Adam dennoch immer den Finger am Puls der Entwicklung seiner Völker: In Buckfast werden die Bienenvölker intensiv überwacht. Außerhalb der Schwarmzeit erfolgt eine Kontrolle der Bruträume regelmäßig alle 14 Tage, während der in Buckfast sehr späten Schwarmperiode gar alle 8 bis 10 Tage. Als einzige Schwarmverhinderungsmassnahme werden die Schwarmzellen ausgebrochen. Br. Adam’s spezielle Neigung, die Probleme an ihrer Wurzel zu packen spiegelte sich sinngemäß in einer besonderen Priorität der Züchtung schwarmträger Bienen wieder. Nur so kann nämlich die volle Volksstärke für die relativ späte Kleetracht, speziell aber natürlich für die Heidetracht erreicht und erhalten werden.

Bei der Honigernte, jeweils nach Trachtende, werden die Bienen mittels Bienenfluchten von den Waben entfernt.

Aufzucht der Königinnen 

Die Aufzucht der Königinnen erfolgt sinngemäß auf dem Heimstand: Hier befinden sich reichlich Vollvölker für die Pflege der Zellen, ebenso die Zuchtstofflieferanten, die Zuchtmütter im Bienenhaus. Und Gänge zu einem Aufzuchtstand sind ohnehin des öfteren nötig!

Br. Adam züchtete seine Königinnen stets in großen Serien zu einem vorbestimmten Zeitpunkt. Die Belegstelle (siehe weiter unten) hat eine maximale Kapazität von 520 Begattungseinheiten. Sie wird gegen Mitte Juni, wo die klimatischen Bedingungen auf dem Dartmoor eine Begattung der Königinnen am ehesten erlauben, in einem Zuge bestückt.

„Jede Künstelei in der Aufzucht ist verwerflich und sollte von jedem Züchter, der Wert legt auf Leistung, Ausdauer und Langlebigkeit seiner Königinnen , sorgfältig vermieden werden.“

Dementsprechend die Vorbereitungen für Pflegevölker und Zuchtstofflieferanten:

Die Vorbereitung der Pflegevölker beginnt 10 Tage vor Zuchtbeginn: Ein starkes Ertragsvolk mit einem oder zwei Honigräumen erhält auf diese, über Absperrgitter natürlich, einen weiteren Brutraum, gefüllt mit Brutwaben samt Bienen. Die Belegstelle liefert reichlich Brutmaterial.

In diesem zusätzlichen Brutraum beginnt die Brut alsbald zu schlüpfen. Und zwar so massiv, daß sich das gesamte Volk auf den Schwarmakt vorbereitet.

10 Tage nach der Verstärkung werden im oberen (Verstärkungs-) Brutraum die Schwarmzellen ausgebrochen, ebenso im volkseigenen unteren Brutraum. Der untere Brutraum mit Königin erhält vormittags einen neuen Platz. Der obere weisellose Brutraum kommt an seine Stelle, zusätzlich die Bienen von 3 offenen Brutwaben aus dem verstellten Brutraum. Aktive Ammen sind dadurch reichlich da, sie vermehren sich täglich (schlüpfende Brut). Auch die Flugbienen bleiben der alten Flugstelle treu.

Diesem Riesenpflegevolk fehlt nur die Königin. Alles stürzt sich auf die nach 2 Stunden zugegebenen Weiselnäpfchen. Die Annahme beträgt im Schnitt über 90% . Bei Trachtlosigkeit wird täglich mit 1 l Honiglösung gefüttert, 2 Teile Honig, 1 Teil Wasser. Der Vorteil dieser Aufzuchtmethode liegt darin, daß man unabhängig von Witterung und anderer äußerer Umstände zu ganz präzisen Terminen Königinnen höchster Qualität ziehen kann.

Aber nicht nur die Pflegevölker erfuhren unter Br. Adam eine entspreche Vorbereitung, auch die umgelarvten Maden waren von ausgezeichneter Qualität. Genetisch gesehen, aber genauso aus körperlicher Sicht:

„Zuchtköniginnen werden von uns immer in Kleinvölkern auf etwa 4 Dadantwaben gehalten. Zwei Gründe sprechen für diese Maßnahme: die Vermeidung einer vorzeitigen Erschöpfung dieser wertvollen Zuchttiere sowie die Erhaltung von Zuchtstoff mit höchster Lebenskraft. Wie die Erfahrung zeigte, ist dies nur möglich durch eine Beschränkung ihrer Legetätigkeit. Der Zuchtstoff einer Königin, die sich in einem großen Volk befindet und dort mehrere tausend Eier täglich produziert, hat anscheinend nicht die Vitalität wie solcher von Königinnen, deren Legetätigkeit auf ein paar hundert pro Tag beschränkt wird, was eigentlich sehr einleuchtend ist, aber selbst heute noch kaum beachtet wird. Das gleiche gilt auch für eine Zuchtmutter, deren Volk Vorbereitungen zur stillen Umweiselung trifft, was eindeutig auf ein Nachlassen der Lebenskraft hinweist und sehr nachteilige Folgen auf weitere Nachzuchten hat“.

Mit Ausnahme von etlichen Spezialzuchten, wo die Jungköniginnen zuerst einer visuellen Prüfung unterzogen wurden, schlüpften die Jungköniginnen bei Br. Adam stets in ihren Begattungseinheiten auf der Belegstelle. Also weder in Käfigen noch im Brutschrank, sondern unter natürlichen Verhältnissen bei Bienen und Brut!

Die Belegstelle

Die ersten Zuchterfahrungen, – und auch die ersten Zuchtfortschritte im Hinblick auf die Milbenresistenz – wurden in Buckfast Abbey mit Standbegattungen realisiert. Ab 1925 begann dann die Einrichtung der legendären Belegstelle Sherberton. Nicht zuletzt um der Zuchtarbeit die nötige Permanenz zu verleihen. Diese eigenartige Belegstelle im „Dartmoor National Park“ entwickelte sich zum Herzstück der späteren Buckfastzucht: „Unsere Belegstation liegt mitten in der Dartheide, 17 km von der Abtei entfernt und in 400m Höhe in einem geschützten Tal. Sie ist vortrefflich isoliert; es gibt keine Bienenstände innerhalb einer Entfernung von über 10 Km. Überdies hat die Dartheide für uns den Vorteil, daß sie beinahe baumlos und unbewohnt sowie so rauh und öde ist, daß kein Schwarm in dieser Wildnis dem schnellen Tod entrinnen kann.“

Auf der Belegstelle, die seit 1925 ununterbrochen in Betrieb ist, wurden zu Beginn alle möglichen Bauweisen von Begattungseinheiten ausprobiert. Keines konnte den speziellen Anforderungen Br. Adam’s genügen.

„Mein Ziel war ein Begattungskasten, der einerseits klein genug war um den Drang nach eigener Drohnenbrut zu unterdrücken, der andererseits aber eine natürliche Entwicklung der Jungköniginnen nach deren Begattung erlaubte sowie eine sichere Überwinterung und Vorprüfung der Jungweisel unter den rauhen Bedingungen des Dartmoor´s ermöglichte, bevor wir diesen Jungköniginnen die Ertragsvölker anvertrauten“

Das Ergebnis damals war ein in der Länge geteilter 8Waben Dadantkasten, folglich mit 16 Dadant-Halbrähmchen. Da sich jedes Kompartiment mittels Sperrholzschied in 2 teilen läßt, können wahlweise 2, 3 oder 4 Völkchen untergebracht werden. Diese eigenartigen Begattungs – resp. Vorprüfkästen sind sei 1937 ununterbrochen im Einsatz. Die begatteten Jungköniginnen (je nach Begattungsergebnis um die 400Königinnen von 520 aufgestellten) überwintern also in ihren Begattungseinheiten auf der Belegstelle. Die besonders Guten und die besonders Schlechten fallen bei dieser Art der Vorprüfung in Kleineinheiten unter identischen Bedingungen sicher auf. Das Zusetzen der vollreifen Königinnen im folgenden Frühjahr in die Ertragsvölker stellt ebenfalls kein Problem (ganz im Gegenteil zu Jungköniginnen). Zudem kostet diese Vorprüfung relativ wenig Arbeitsaufwand, verglichen an der Anzahl sowie am Ergebnis, und zumindest in guten Jahren (Heidetracht) auch wenig Futterkosten. Der größte Vorteil dieser speziellen Adam – Belegstellenbetriebsform wird auch heute noch meistens verkannt: Dem Ertragsbetrieb bleiben so die besten, vorgeprüften und vollreifen (einjährigen) Königinnen vorbehalten, was dessen Rentabilität erhöht, den Arbeitsaufwand dagegen verringert. Die gesamte Belegstelle funktioniert dabei als eigenständiger Betrieb, der den Ertragsbetrieb nicht belastet!

Züchtung auf Tracheenmilbenresistenz

Nach England wurde also notwendigerweise, kurz nach der Jahrhundertwende, aufgrund der Verluste durch die Tracheenmilbe viel importiert, nach Buckfast-Abbey aus Norditalien und auch aus Frankreich. 1919 überlebte lediglich ein Bruchteil der Völker den Winter, alle mit Nachzuchten einer Italiener Königin, begattet mit Drohnen der Landrasse. Diese, gegen die Tracheenmilbe hochresistenten Völker, bildeten die Grundlage der weiteren Buckfastzucht. Eine hochgradige, für die praktische Imkerei völlig ausreichende Resistenz der Buckfast – Bienenpopulation gegenüber der Tracheenmilbe wurde aber erst um 1927 erreicht, nach Jahrelanger strenger Auslese und nicht ohne empfindliche Verluste hinnehmen zu müssen: „Der Sommer 1921 war in Südwestengland einer der günstigsten in diesem Jahrhundert. Im Laufe desselben bewährten sich zwei Schwesterköniginnen, die einer großen Serie angehörten, als überragend in der Leistung. Folglich wurden beide im Jahr darauf als Zuchtmütter mitverwendet. Die Zuchtnachkommen erwiesen sich in einem Fall als extrem milbenanfällig, im anderen als hoch widerstandsfähig. Ein einziger Fall dieser Art genügt natürlich nicht als Beweis einer erblich bedingten Resistenz…“ und Br. Adam weiter: „Vereinzelt erlebten wir immer wieder Ausreißer in unserem Zuchtstamm. Die letzte sichtliche Erkrankung eines Buckfastvolkes an Tracheenmilben sah ich 1947…“

Mitte der 20er Jahre importierte das englische Landwirtschaftsministerium aus den USA Königinnen eines – auch heute noch – bekannten Zuchtstammes auf Basis der Italienerbiene. Das Material wurde Br. Adam zwecks Prüfung zur Verfügung gestellt. „trotz all ihrer guten Eigenschaften können sich diese Bienen bei uns nicht halten, und zwar wegen einer hochgradigen Milbenanfälligkeit. Sie erwies sich als so extrem anfällig, das oft kräftige Völker mitten im Sommer, selbst bei bester Tracht, plötzlich eine Massenkrabbelei zeigten, die sich in späteren Jahren als charakteristisches Kennzeichen extremer Milbenanfälligkeit erwies. Über 30 Jahre später entschlossen wir uns zu einem weiteren Import von Königinnen des gleichen Stammes, um festzustellen, ob dem Stamm nach mehr als 30 Jahren die gleiche Milbenanfälligkeit noch anhaftet. Die beiden Königinnen erreichten uns Mitte Juli1958 und wurden auf unserem Heimstand zugesetzt. Die Entwicklung im nächsten Frühjahr liess nichts zu wünschen übrig, und wir hatten die Absicht, beide Königinnen für Kreuzungszwecke zu verwenden. Es kam allerdings nie soweit: gegen Ende Juli stellte sich plötzlich eine Massenkrabbelei vor einem der Völker mit amerikanischen Königinnen ein. Um jeden Zweifel auszuschließen wurden sofort Bienenproben nach Rothhamsted zur Untersuchung eingesandt: Unsere Befürchtungen wurden bestätigt. Alle Bienen waren mit Milben infiziert, es gab aber keine Anzeichen von Nosema, Amöben oder anderen Krankheitserregern. Im zweiten Volk kam die Seuche erst gegen Frühjahr zum Ausbruch, aber dann sofort in intensivster Form. Im erwähnten Juli 1959 befanden sich weitere 48 Völker unseres eigenen Zuchtstammes auf dem Heimstand, von denen kein einziges Anzeichen einer Milbeninfektion zeigte. Ich könnte noch eine Menge ähnlicher Beispiele von Milbenanfälligkeiten aus unserer Erfahrung zitieren.“

Von wissenschaftlicher Seite wurde die Resistenz der Buckfastbiene gegenüber der Tracheenmilbe des öfteren bestritten, resp. einem schnellen Massenwechsel im Bienenvolk zugeschoben. Allerdings gehören gerade die erwähnten ,extrem anfälligen amerikanischen Hochzuchten zu den fruchtbarsten und kurzlebigsten Bienenstämmen.

Unerwartet erregten viel später die Thesen Br. Adam´s betreffend der Milbenresistenzzucht Aufmerksamkeit, und zwar erneut im Zusammenhang mit den amerikanischen Zuchtstämmen der Italienerbiene:

Seit etwa Mitte der 80er Jahre verursacht die Tracheenmilbe in den USA (der amerikanische Kontinent blieb bis dahin von der Tracheenmilbe verschont) alljährlich z.T. katastrophale Verluste von Bienenvölkern. Vielfach versuchen die Imker mit allen möglichen chemischen Behandlungsmitteln gegen das seuchenhafte Auftreten der Tracheenmilbe vorzugehen. Charls P. Milne und Jan Dormaier (Washington State University, USA), Frank A. Eischen (von der Texas A&M University, USA)sowie Gard W. Otis (University of Guelph, KANADA) starteten 1991 einen Versuch, in dem Königinnen aus zwei potentiellen milbenresistenten Honigbienenstämmen, aus Texas(Buckfast) sowie aus Kalifornien(—) miteinander verglichen wurden. Die für die amerikanischen Wissenschaftler überraschenden Versuchsergebnisse bestätigten die Befunde Br. Adam’s aus den 40er Jahren vollauf. Mehr noch: Obwohl der Buckfast-Stamm bereits 1968 importiert wurde und seither bis 1986 in Abwesenheit von Tracheenmilben gehalten und vermehrt wurde, behielt er seine volle Resistenz gegenüber der Innenmilbe. Im hohen Alter von 92 Jahren bereiste Br. Adam, auf diverse Einladungen verschiedenster Institutionen hin, im Winter 1990-91 die USA um seine Erfahrungen betreffend seiner Resistenzzüchtung gegenüber der Tracheenmilbe zu vermitteln.

Die weitere Buckfastzucht

Br. Adam machte Ende der 20er Jahre Bekanntschaft mit einem französischen Berufskollegen, der die „Kunst“ der Königinnenzucht damals noch nicht beherrschte. Dieser überließ Br. Adam seine besten Ertragsvölker damit er ihm Königinnen nachziehe. Br. Adam merkte sehr bald, daß diese Bienen neben unangenehmen Eigenschaften aber auch Qualitäten zeigten, die er in dieser Form in seinem damaligen Buckfast-Stamm stark vermißte. Bestärkt durch die Ergebnisse in der Tracheenmilben-Resistenszucht wurden 1930 auf der neu eingerichteten Belegstelle Probekreuzungen erstellt. Nach intensivster Auslese und den entsprechenden Verpaarungen (Inzucht) über eine Serie von Generationen konnten nach über 10 Jahren Zuchtarbeit diese neuen, besseren (weil vitaleren und flugkräftigeren) Linien in den Buckfast-Stamm eingefügt werden. Die Möglichkeiten der Kombinationszucht bei der Honigbiene, von Prof. Armbruster in der Theorie im Jahre 1919 aufgezeichnet, erlebten bei Br ADAM in Buckfast ihre erste sinnvolle praktische Anwendung. Dieser erneute Fortschritt, resp. Erfolg in seinen Züchtungsbemühungen ließen in Br. Adam in den folgenden Jahren den Plan der schrittweisen systematischen züchterischen Bearbeitung der Honigbiene entsprechend den neuesten genetischen Erkenntnissen reifen

„Es war mir nun klar, daß nur die Kombinationszucht – also die Zusammenfügung der wirtschaftlich wichtigen Eigenschaften der verschiedenen Rassen und Zuchtstämmen – zu einem wesentlichen Fortschritt in der Züchtung der Honigbiene führen würde. Die Rassen von Apis mellifera welche uns die Natur überlassen hat, befinden sich jedoch verstreut, zum Teil isoliert hauptsächlich in angrenzenden Ländern um das Mittelmeer. Unsere erste Aufgabe war folglich, ehe wir uns auf breitester Basis an die Kombinationszucht wagen konnten, die Zuchtmöglichkeiten zu erforschen, welche uns die Natur in den individuellen Rassen hinterlassen hatte, sie zu ermitteln, zu prüfen, zu bewerten und dann die Einzelindividuen von höchstem Zuchtwert zusammenzufügen auf dem Wege der Kreuzungs- und Kombinationszucht“

Dabei waren die damaligen Kenntnisse über die verschiedenen Bienenrassen, vor allem betreffend der morphologischen und physiologischen Merkmale überaus spärlich und alles andere als zuverlässig. Sie stützten sich weitgehend – wie oft auch heute noch – auf „Annahmen und Spekulationen“. Eine genaue und umfassende Kenntnis der Variationsbreite ist aber die elementare Grundlage für erfolgreiche Kreuzungsversuche.“

Die Erforschung der Bienenrassen

Das gesamte Unternehmen „auf der Suche nach den besten Bienenstämmen“ wurde bereits 1948 beschlossen und in seinem vorläufigen Umfang festgelegt. Die umfangreichen Kosten wurden im wesentlichen von der Buckfast-Abtei getragen, das voraussichtliche Programm der Reisen mit dem englischen Landwirtschaftsministerium abgestimmt. Zwei Ziele verfolgte Br. Adam mit seinen Forschungsreisen:

  • Einmal ging es darum, wie bereits erwähnt, die Zuchtmöglichkeiten zu ermitteln, wo es nützlich und sinnvoll erschien, Königinnen zu sammeln die dann in den Folgejahren in der Buckfastimkerei ausgewertet wurden. Also möglichst genaue Anhaltspunkte über die Lebensbedingungen sowie züchterischen Werte der verschiedenen Naturrassen zu erlangen.
  • Zum Anderen sammelte Br. Adam von den verschiedensten Rassen sowie deren Ökotypen Bienenproben die, in Konservierungsflüssigkeit verwahrt, der Versuchsanstalt in Rothamsted für biometrische Untersuchungen dienten. Die damals bereits abzusehende Ausrottung vieler Bienenrassen ist heute bereits derart weit fortgeschritten, daß die Bienensammlungen Br. Adam’s für heutige Vererbungsforscher einen unschätzbaren Wert darstellen. Br. Adam schenkte seine gesamte Sammlung in späteren Jahren an Prof. Ruttner. Heute wird diese einmalige Bienensammlung in einem speziellen feuerfesten Sicherheitsschrank im Bieneninstitut in Oberursel aufbewahrt.

Erwähnenswert ist aber auch die wohl einmalige Beschreibung der Imker, ihr jeweiliger Umgang mit den Bienen sowie der traditionellen Bienenhaltung in den verschiedenen Ländern.
„Wie ich hin und wieder vernehmen konnte, wurde der Zweck des Unternehmens Auf der Suche nach den besten Bienenstämmen hin und wieder falsch aufgefaßt. Es wurde angenommen, daß meine Suche speziell einer schlechtweg besten Biene gelte, also einer Rasse, die alle anderen in den wirtschaftlichen Eigenschaften – vor allem in der Honigleistung – übertreffe. Eine Suche mit diesem Ziel wäre aber doch wohl ein hoffnungsloses Unternehmen; denn die Natur züchtet nirgends auf Vollkommenheit der wirtschaftlich wünschenswerten Eigenschaften. Ihr Bestreben gilt vielmehr ausschließlich der Erhaltung und Verbreitung der Art.“

Die verschiedenen Forschungsreisen führten Br. Adam in erster Linie in sämtliche Länder des Mittelmerraumes:

1950: Frankreich, Schweiz, Österreich, Italien, Sizilien, und Deutschland

Die Hauptanstrengung dieser Reise galt der Auffindung von ev. letzten Resten von verschiedenen Ökotypen der in Europa seit der letzten Eiszeit heimischen dunklen Biene,“ ein Unternehmen das sich allerdings als zu spät und hoffnungslos herausstellte“ Br. Adam setzte sich bereits damals für die Schaffung von natürlichen Reservaten zwecks Erhaltung der genetischen Vielfalt unserer Honigbiene ein. In Frankreich, der Schweiz und in Österreich galt das Interesse natürlich den damals von Natur aus noch vorhandenen Varietäten der dunklen, zentraleuropäischen Biene, aber auch der Carnica, von der in der Buckfastimkerei im Laufe der Jahre allein rund 70 verschiedene Ökotypen erprobt wurden.
Südlich der Alpen wurden die Übergänge zur Ligustica erforscht, auf Sizilien die Sicula, die als nahe Verwandte der Tunesischen Biene gilt.
Br. Adam beschloß diesen Forschungsauftrag, der in zwei Etappen durchgeführt wurde (zwischenzeitlich mußten an den eigenen Bienen dringende Arbeiten verrichtet werden) mit einem Besuch in den Deutschen Instituten, wo damals die Umstellung auf die Carnica aus Österreich im Vordergrund stand. Diese Umstellung der deutschen Imker bezeichnete Br. Adam zeitlebens als „einen ersten Schritt zu einer besseren Biene“ Br. Adam nutzte ebenfalls in Deutschland die Gelegenheit, den rund 20 Jahre zuvor „entmachteten“ in Lindau lebenden Prof. Dr.ARMBRUSTER persönlich kennenzulernen.

1952: Algerien, Israel, Jordanien, Syrien, Libanon, Zypern, Griechenland, Kreta, Slowenien, und die ligurgischen Alpen

Br. Adam trat diese umfangreiche Forschungsreise, die ihn vorerst in die Wiege der alteuropäischen Biene – nach Nordafrika- führte, bereits im Februar 1952 an. Anschließend bereiste er Israel, Jordanien, Syrien, und den Libanon wo die Syrische Biene damals überall vorherrschte. Heute ist diese Rasse, die sehr aggressiv ist und in modernen Beuten schlecht zu führen ist vielfach durch andere Bienenrassen ersetzt worden.

Am 17. Mai traf er auf Zypern an. Die Zyprische Biene schätzte Br. Adam ganz besonders wegen ihrer einmaligen Fähigkeit zum Überwintern, auch in nördlichen Ländern. Von dort aus ging nach 2 Wochen Forschungsarbeit die Schiffsreise weiter in Richtung Südgriechenland. Die griechische Biene, eine entferntere Verwandte der Carnica, spielte eine entscheidende Rolle in der späteren Entwicklung des Buckfast-Stammes.

Überraschenderweise entdeckte Br. Adam auf Kreta eine eigene, abgegrenzte Rasse, von der zuvor nirgends die Rede war. „Jedermann hätte erwartet, daß die vier Bienenproben, die Br. Adam 1952 von einer Reise nach Kreta mitbrachte, zur Südgriechischen Biene gehören würde. Aber weit gefehlt….“(Prof. Ruttner, Naturgeschichte der Honigbiene). Prof. Ruttner, dem Br. Adam Bienenproben zwecks biometrischer Untersuchungen zusandte, nannte sie daraufhin Apis mellifera Adami.

Die Reise ging weiter durch das einstige Jugoslawien, zuerst nach Montenegro und Bosnien. Die Hoffnung, hier eine fruchtbarere Carnica zu finden wurde nicht vollends erfüllt. Im Zentrum der Krain, in Slowenien, besuchte Br. Adam etliche größere Königinnenzüchter, deren Exporte die „Krainer- Biene“ damals weltbekannt machten. In ihrer Heimat zeigte die Carnica-Biene nicht immer die ihr zugeschriebene äußere Einheitlichkeit, auf die jedoch vielerorts, vor allem in Deutschland, allergrößtes Gewicht gelegt wurde.
„Das wäre ein böser Irrweg. Bienen werden nicht gehalten wegen ihrer Farbe, sondern wegen ihrer Leistung“
Von der Krain aus begab sich Br. Adam zunächst in das benachbarte Kärnten und in die Steiermark, um dann nochmals die ligurgischen Alpen anzusteuern, wo er aufgrund der fortgeschrittenen Jahreszeit 1950 nicht sämtliche vorgesehenen Arbeiten erledigen konnte.

1954: Jugoslawien und die nördliche Hälfte der Türkei sowie etliche Ägäische Inseln

Zwei kürzere Reisen führten Br. Adam einmal nach Jugoslawien, wo er aufgrund einer Autopanne 1952 verschiedene Gegenden in Montenegro umgehen mußte sowie in die Nordtürkei.
Kleinasien beheimatet nicht nur eine einzige Bienenrasse sondern gemäß den topographischen Verhältnissen verschiedene Unterformen sowie Übergänge. Entsprechend vielseitig und kompliziert erwies sich hier das Forschungsvorhaben. Br. Adam beschränkte sich daher einstweilen auf den nördlichen Teil der Türkei und entschied eine weitere, ausgedehnte Reise in den Süden Kleinasiens.

Anschließend beschreibt er die Bienenzucht der einzelnen Inseln der Ägäis wie Ios, Samos, Ikaria wo damals noch z.Teil traditionelle Bienenzucht betrieben wurde. Eine züchterisch wertvolle Biene konnte jedoch hier nicht gefunden werden.

1959: Die Iberische Halbinsel

Br. Adam reiste Anfang September in Ostspanien ein, um zwei Monate später an der gegenüberliegenden Seite der Pyrenäen die Heimreise anzutreten. Bei dieser strapaziösen Reise legte er 10.500 km. mit dem Auto zurück! Aus allen Gegenden der Halbinsel wurden Königinnen und Bienenproben gesammelt, die in den Folgejahren in der Buckfastimkerei erprobt wurden. Gleichfalls hielt Br. Adam, wie auch auf seinen anderen Reisen, die urtümliche Imkerei Spaniens und Portugals in Wort und Bild fest.

Auch bei dieser Expedition bestand aber der Hauptzweck darin, gründliche Kenntnisse von Geschichte und Ursprung der jeweiligen Bienenrasse zu erlangen sowie „die jeweiligen Umwelteinflüsse kennenzulernen, welche einen bestimmten Bienenstamm geformt und entwickelt haben“.

1962: Marokko, die Südtürkei, Nordgriechenland, das nordöstliche Jugoslawien (Banat),
Ägypten, sowie die libysche Wüste.

Br. Adam traf Ende März in Marokko ein wo ihn – wie auf vielen anderen Reisen auch – einheimische Imker, die Br. Adam auf verschiedenen Bienenkongressen kennengelernt hatte, begleiteten. Ziel war nicht die Erforschung der dunklen nordafrikanischen Biene, sondern das Interesse galt der Sahara – Biene. Diese eigenartige Bienenrasse befindet sich, beschränkt auf eine Gruppe von Oasen, eingekeilt zwischen dem Atlas-Gebirge im Nordwesten und der Saharawüste im Süden und Osten.
„P. HACCOUR aus Sidi-Yahia du Gharb, einer der routiniertesten Imker die ich je kennenlernte, erwies sich als der unentbehrliche Helfer, da er zudem fließend arabisch sprach. Außerdem verfügte er über die nötige Lebenserfahrung im Umgang mit der arabischen Bevölkerung.“ Auch dieser Auftrag erwies sich für alle Beteiligten als eine reichlich abenteuerliche und strapaziöse Angelegenheit. Einen Monat später ging die Reise weiter in die Türkei, wo Br. Adam nun die südliche Hälfte gründlich durchforschte, um anschließend in den besonders interessanten Gebieten von 1952 weitere Königinnen für spezielle Zuchtzwecke zu sammeln. Von dort ging es weiter durch Nordgriechenland bis in das nordöstliche frühere Jugoslawien , wo sich die Grenzen zu Ungarn und Rumänien berühren. Im Juni kehrte Br. Adam nach England zurück um wichtige Arbeiten an seinen Bienen zu erledigen.
Ende Oktober startete er dann mit dem Flugzeug Richtung Ägypten, wo das besondere Interesse dem Nildelta galt. Die hier beheimatete Ägyptische Biene erregte offensichtlich seit jeher die Aufmerksamkeit der Imker, vor allem auch in Europa. Dies nicht etwa wegen einer besonderen Leistungsfähigkeit, sondern vielmehr aufgrund ihrer Äußerlichkeiten, der leuchtend-orange Färbung in Zusammenspiel mit ihrer besonders dichten Behaarung! Br. Adam’s Aufmerksamkeit galt allerdings einer ganz anderen Eigenschaft: in verschiedenen Stämmen der Ägyptischen Biene fand er die einzige Rasse von Apis mellifera-L die kein Propolis sammelte! Eine Eigenschaft die man als Berufsimker zu schätzen weiß. Entsprechend intensiv waren die Bemühungen in den folgenden Jahren diese Eigenschaft in einer Neukombination zu fixieren und dem Buckfast-Stamm einzufügen.

Nach dem Besuch einiger staatlich geführten Zuchtstationen in der Libyschen Wüste kehrte Br. Adam erst im Januar 1963 nach Buckfast zurück.

Ergänzende Reisen 1972: Türkei; 1976: Griechenland, Slowenien, Marokko;
1977: Griechenland; 1981:die Halbinsel Athos.

„Die ersten Reisen dienten der Aufgabe festzustellen, wo die einzelnen Rassen zu finden sind, welche Eigenschaften sie besitzen und wo und wie weit sie verbreitet sind. Inzwischen habe ich alle diese Rassen, sowie deren Ökotypen auf ihren wirtschaftlichen und züchterischen Wert geprüft. Dies war eine umfangreiche und mühsame Arbeit, die Jahre dauerte..“

Ab 1972 unternahm Br. Adam dann eine Serie weiterer Reisen in all jene Gebiete, wo er aufgrund seiner ersten Eindrücke Zuchtmaterial von besonderem Wert für seine weitere Züchtung vermutete. Insbesondere Griechenland und die Türkei wurden noch intensiver erforscht, aus allen Gegenden wurde erneut wertvolles Genmaterial nach Buckfast geschickt.

„Mit dem Abschluß dieser letzten Reisen habe ich das Ziel, das ich mir gestreckt hatte, erreicht. Aber unsere Kenntnis von den Bienenrassen ist immer noch sehr unvollständig. Wir wissen so gut wie nichts über die einheimischen Bienen im Iran und Afghanistan, noch haben wir genauere Vorstellungen über die wirtschaftlichen Qualitäten der afrikanischen Rassen südlich der Sahara. Solange diese Lücken nicht gefüllt sind, entbehren alle Mutmaßungen über den Ursprung der heutigen Rassen einer sicheren Grundlage. Mit der zunehmenden Wertschätzung der Bienenforschung und dem Fortschreiten der Wissenschaft, insbesondere auf dem Gebiet der Vererbung und der Züchtung, wird es einem anderen, der über die nötige Erfahrung und Ausrüstung verfügt, zweifellos möglich sein, die Arbeit da wieder aufzunehmen, wo ich aufgeben mußte“..

1987: Tansania

Doch getreu nach dem Motto, daß die letzte Reise doch noch nicht die letzte sei, überraschte der damals knapp 90 jährige Mönch 1987 seine engsten Freunde mit dem Vorhaben, die sanftmütige Ostafrikanische Bergbiene Apis mellifera – Monticola in ihrer Heimat kennenzulernen. Die Monticola besiedelt ausschließlich die Wälder der Bergkuppen Ostafrikas, in einer Höhe über 2.500 m. Eine im Vorfeld gut vorbereitete Expedition führte schließlich eine ganze Mannschaft enger Freunde um Br. Adam, incl. einem Fernsehteam, in die Bergwelt Tansanias. In einem zweiten Anlauf konnte dann auch Zuchtmaterial erfolgreich nach England gebracht werden. Es sollte Br. Adam jedoch nicht mehr gegönnt die vorgesehenen Zuchtarbeiten mit der Monticolabiene eigenhändig zu Ende zu bringen.

Die züchterischen Ergebnisse der Reisen

Neben dem geschichtswissenschaftlichen Wert, den die Reiseberichte Br. Adam’s inzwischen erlangten und der wohl einmaligen Vorarbeit zu einer umfassenden apistischen Rassenkunde fanden die Forschungsreisen ihren Niederschlag auch in der weiteren Entwicklung der Buckfastbiene:

  • Um 1960 konnte Br. Adam eine Neukombination mit der Griechischen Biene dem Buckfast – Grundstamm einverleiben, die Buckfastbiene wurde dadurch schwarmträger und vor allem auch extrem sanftmütig.
  • Seit seiner ersten Reise in die Türkei im Jahre 1954 berichtete Br. Adam über die besonderen Qualitäten der Anatolischen Varianten, deren Lebenskraft und Vitalität sowie dem besonderen Sparsinn der Anatolier. Die Erwartungen wurden mit dem 1962 aus der Gegend um Sinop importieren Material noch übertroffen. Anfang der 70er Jahre dann, also nach 10 Jahren intensiver Züchtungsarbeit war eine Neukombination verwirklicht, welche die Buckfastbiene bedeutend sparsamer und widerstandsfähiger werden ließ.
  • Fast gleichzeitig , und aufbauend auf die Anatolierkombination, arbeitete Br. Adam an einer Kreuzung mit der Ägyptischen Biene. Die geringe Kittharzanwendung der reinen Buckfastlinien entstammt dieser Kombination.
  • Bei den späteren Einkreuzungen der Athos (Mazedonische Biene) Ende der 80er sowie einer weiteren Anatolierkombination Anfang der 90er ging es weniger um die „Einverleibung neuer Eigenschaften als vielmehr um eine weitere Intensivierung schon vorhandener Eigenschaftsverbindungen“

Br. Adam’s Einfluß auf die Imkerschaft

Br. Adam sah seine Arbeit stets an als einen Dienst an der Imkerschaft: „Wohl jedem ist der Leitsatz des hl. Benedikt – ora et labora – (bete und arbeite) bekannt. Wer allerdings die Schriften genauer kennt, wird unschwer feststellen, daß diesen Leitsätzen ein weiteres Anliegen obliegt, nämlich, die Weitergabe der Lebens – und Berufserfahrungen an die Mitmenschen“!

Den älteren Imkerkollegen dürften z.B. die Vorträge von Br. Adam auf Apimondia – Kongressen bekannt sein. So z B 1955 in Wien, wo er über seine bienenkundlichen Reisen einen faszinierenden Vortrag (Zitat Dr. Dreher) hielt. Die gesammelten Reiseberichte sowie eine Besprechung der verschiedenen Rassen der Honigbiene in deutscher Sprache wurden später, nachdem sie in verschiedenen Bienenzeitungen erschienen, auch als Buch veröffentlicht und der breiten Imkerschaft zugänglich gemacht. (Br. Adam auf der Suche…, C. Koch – Verlag).

Die mitteleuropäische Imkerei hat inzwischen die Grundprinzipien der Betriebsweise Br. ADAM´s nahezu vollständig übernommen. Allzu oft wird deren Begründer allerdings vergessen, – oder ganz einfach verschwiegen. Zu erwähnen braucht man nur:

– Den unbeschränkten Brutraum für Ertragsvölker.

– Die Erkenntnisse über die Inzuchtanfälligkeit der Honigbiene.

– Sowie die daraus resultierende Belegstellenpraxis mit mehreren Drohnenvölkern.

Bei Br. Adam fanden diese wesentlichen betriebstechnischen und züchterischen Erkenntnisse seit 1930 ihre konsequente Anwendung, und zwar bis heute ohne jede Abänderung.

Die entscheidenden Anstöße zum Umdenken und zum Umbruch der Imkerei – vor allem im deutschen Sprachraum – lieferte Br. Adam in zwei richtungsweisenden Vorträgen:

  • 1953, über die Züchtung in Hannover,
  • 1960, über die Betriebsweise in Kassel.

 

Ehrungen BR. ADAM’s

  • 1973 verlieh Königin Elizabeth den „Order of the British Empire“ (O.B.E.) an BR. ADAM.
  • 1974 wurde BR. ADAM vom deutschen Bundespräsidenten mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande beehrt. Die Ordensbegründung spricht von BR. ADAM als dem bedeutendsten Bienensachverständigen der Welt, der den Anstoß zum Umdenken der deutschen Imkerei gegeben habe, die mit nicht mehr zeitgemäßen Traditionen behaftet war.
  • 1987 erhielt BR. ADAM die Ehrendoktorwürde für Agrarwissenschaften der Schwedischen Universität Uppsala.
  • 1988 wurde Ihm die Verdienstmedaille des Bundeslandes Baden – Württemberg verliehen.
  • 1989 ernannte die Englische Universität Exeter BR. ADAM zum Ehrendoktor in Agrarwissenschaften.
  • Die Ehrenbürgerschaft seiner Geburtsgemeinde Mittelbiberach (wo BR. ADAM seine Ferien stets bei seiner Nichte Maria Kehrle verbrachte) hört sich da schon recht bescheiden an, genau wie die unzähligen Ehrungen internationaler Imkervereinigungen.

Diese beiden Vorträge bilden auch die Grundlagen zu Br. Adam’s Buch „Meine Betriebsweise“. In seinem Geleitwort schreibt K.-A. Eickmeyer 1969: „Wir müssen Br. Adam dankbar sein, daß er dem Rat seiner deutschen Imkerfreunde gefolgt ist, die Erfahrungen seines Imkerlebens als Buch vorzulegen. Einmal werden dadurch die umfassenden Erfahrungen dieses Praktikers gesammelt festgehalten, zum anderen wird die Diskussion, um die es heute im deutschen Sprachraum geht, neue Impulse erhalten. Das Buch ist also, obwohl es vornehmlich Vergangenes und Gegenwärtiges behandelt, echt in die Zukunft gerichtet“.

Erst nach langem Zureden seiner engsten Freunde liess Br. Adam 1982 ein umfassendes Werk, die „Züchtung der Honigbiene“ veröffentlichen. Im Nachwort schreibt er: „Ich bin mir bewußt, daß ein Großteil meiner Ausführungen für manche Imker weitgehend von akademischer Bedeutung sein werden. Allerdings sollte jeder gut unterrichtete Imker wissen, um was es in der Züchtung der Honigbiene geht…Er sollte ebenfalls wissen, daß die Honigbiene in der Züchtung eine Sonderstellung einnimmt, und daß wir uns mit Problemen beschäftigen müssen , die in der Nutztier – und Pflanzenzüchtung keine Bedeutung haben.“

Der Verfasser dieser Zeilen wurde erstmals im Januar 1982 in Straßburg, anläßlich eines Vortrages zum Thema „Bekämpfung der Bienenkrankheiten auf züchterischem Weg“ mit Br. Adam persönlich bekannt. Im April des gleichen Jahres stellte Br. Adam auf der 100 Jahrfeier des „Bienenzuchtverein Groß – Köln.“ sein erwähntes Buch „Züchtung der Honigbiene“ vor. Über 400 Teilnehmer, Imkerpersönlichkeiten, Hobby – und Berufsimker aus ganz Europa dankten dem Altmeister der Bienenzucht in einer beeindruckenden standing-ovation! Außer regelmäßigen Begegnungen begann ein reger Briefwechsel, der im Frühjahr 1996 abbrach.

Im April 1987 war Br. Adam auch in Luxemburg zu Gast. Der Kantonalimkerverein Vianden organisierte eine Imkertagung, auf der Br. Adam speziell Fragen der Luxemburger Imkerschaft beantwortete. (Seither rühmte er die Gastfreundschaft unserer Nationale Fluggesellschaft Luxair, und zwar, weil Ihm auf Anfrage anstelle einer Mahlzeit ein „doppelter Cognac serviert wurde, und zwar einer von feinster Französischer Qualität“!)

Wer Br. Adam in Buckfast besuchte, der suchte vergeblich nach dem sich auf seinen Lorbeeren ausruhenden Mönchen. Im hohen Alter war dieser Mann noch voll arbeitsfähig, und er wußte die Zeit zu nutzen! Auch seine geistige Frische schien unerschöpflich. Br. Adam verlangte sich stets alles ab, und seinen Freunden und seinen Mitarbeitern ebenfalls. Sein scharfer, analytischer Geist in Verbindung mit einer unbeugsamen Schaffenskraft verhalfen ihm aus nahezu jeder mißlichen Lage. Mit seiner oft spitzen und bissigen Art verschaffte er sich nicht nur Freunde, dagegen imponierte er selbst seinen ärgsten Widersachern mit steter und ehrlicher Hilfsbereitschaft sowie durch sein unvergleichlich bescheidenes Auftreten.

In anerkennender Dankbarkeit bildeten sich innerhalb der vergangenen 15-20 Jahre weltweit große und kleine Imkergruppen, welche die Arbeiten Br. Adam’s in mannigfaltiger Weise unterstützen.

Stellvertretend für alle möchte ich zwei Personen besonders erwähnen, dies, weil ihr Einsatz und ihre Unterstützung für Br. Adam mit unvergleichlichen persönlichen Opfer einhergingen:

  • Einmal Franz Fehrenbach aus Ravensburg (D), der Br. Adam auf allen seinen ergänzenden Reisen —1972: Türkei; 1976: Griechenland, Slowenien, Marokko; 1977: Griechenland; 1981:die Halbinsel Athos— helfend begleitete, ihm sein Auto zur Verfügung stellte und auch die wesentlichen Kosten dieser Erkundungsfahrten übernahm. Franz Fehrenbach war es auch der als einer der ersten die Thesen Br. Adam’s unter mitteleuropäischen Verhältnissen zur Praxisreife entwickelte und seine Erfahrung der Imkerschaft zugänglich machte.
  • Raymond Zimmer aus Colmar (F) der zusammen mit seiner Gattin stets in besonderer Weise um das menschliche Wohlergehen Br. Adam’s bedacht war. Beide pflegten sie beispielsweise ihren Lehrmeister bis zu dessen völligen Genesung, als dieser 1989 nach einer schwierigen Augenoperation für einige Monate völlig erblindet und pflegebedürftig war.

Die letzten Jahre

Nach seiner Augenoperation erholte sich Br. Adam soweit, daß er erneut für 3 Jahre seine Arbeit aufnehmen konnte.

„Im Laufe des Jahres 1991 wurde jedoch immer deutlicher, daß die mit meiner Arbeit verbundene tägliche Belastung meine Kräfte überstieg. Auch die Vorschläge, die Zucht und Auswahlarbeit nur noch zu beaufsichtigen, erwiesen sich als nicht praktikabel. Außerdem würden sie mich in eine Position drängen, die mir ganz und gar nicht entspricht: nämlich die trügerische Annahme erwecken, daß der Zuchtbestand der Klosterimkerei ebenso gewährleistet sei wie in der Vergangenheit. Dies könnte ich jedoch nicht garantieren, denn die wahre Einschätzung des Zuchtpotentials erfordert eine kontinuierliche Beobachtung der Bienenvölker zu allen Jahreszeiten… Nur formal die Verantwortung zu übernehmen, macht für mich keinen Sinn..“.

Nach über 70 Jahren Berufsimkerei mußte Br. ADAM seine Bienenzucht aufgeben.

Im wohlverdienten Ruhestand empfing er weiterhin gerne Besuch und erledigte seine umfangreiche Korrespondenz. Nach weiteren altersbedingten Gesundheitsproblemen fand er dann in einem nahegelegenen Pflegeheim die nötige Altenhilfe.

Indessen präsentiert sich die Buckfastimkerei den Besuchern in ihrer ungebrochenen Schönheit und Perfektion. Einzig der Ausdauer von Br. ADAM´s treuem Helfer Peter DONOVAN ist dieser Fortbestand der Buckfastimkerei zuzuschreiben. Inzwischen hat Peter den Ordensbruder Daniel in die Bienenzucht eingeführt.

Schnell verbreitete sich am späten Abend des 1. September 1996 die Kunde vom Tode Br. Adam’s. Ein langes und erfülltes Leben hatte sein Ende gefunden. Zum Begräbnis am 7. September waren aus vielen Ländern Trauergäste angereist, um dem Großmeister der Bienenzucht die letzte Ehre zu erweisen. Nach der vom Abt zelebrierten Totenmesse zog der Trauerzug, angeführt durch die Ordensmitglieder, zum nahegelegenen Klosterfriedhof. Im gemächlichen Tempo schlug die schwere Turmglocke, je einen Glockenschlag für jedes Lebensjahr Br. Adam’s. Beim 98. Glockenschlag senkte sich der Sarg in die Grabesgruft. In den Gesichtern der Trauergäste spiegelte sich Trauer, aber auch Dankbarkeit.

Der beste Imker und Züchter hat die Bühne dieser Welt verlassen. Br. Adam aber wird — durch die Ausbreitung seines Gedankengutes — in der apistischen Welt ewig weiterleben.

September 1996
Paul Jungels
Ewicht Gaass 1A
L -9361 Brandenbourg
Email: apisjungels@vo.lu
Web: http://www2.vo.lu/homepages/apisjungels

Quellennachweise:

Br. ADAM: persönliche Mitteilungen.
Prof. ARMBRUSTER: Archiv für Bienenkunde 1950;
Br. ADAM: Meine Betriebsweise, Ehrenwirth Verlag;
Br. ADAM: Auf der Suche, C. Koch Verlag;
Br. ADAM: Züchtung der Honigbiene, (Delta) C. Koch Verlag.