Raymond Zimmer – Bruder Adam

Print Friendly, PDF & Email

Horbourg, Frankreich, 9. April 1992

Es ist eine Selbstverständlichkeit geworden unter den Imkern zu sagen Bruder Adam sei der größte Imker der Welt! In dem exzellenten Video Reportage von York Films “The Monk and the Honey bee“ wird Bruder Adam sogar als der Papst der Imker betitelt. Gewiss stimmen all diese Titel mehr oder weniger. Für mich ist jedoch Bruder Adam, bei weitem, der beste Imker der Welt und zwar aus folgenden Gründen:

  • Er hat es verstanden, ohne große theoretische Ausschweifungen auf Genetisch wissenschaftlich fortschrittlich aber strenger Basis, eine Bienenrasse zu erzüchten die eine Art universal Biene (Prof. Y. Achard) geworden ist. Sie bewährt sich bestens in allen Ländern der Welt trotz der modernen Bienenzucht die jetzt überall eingeführt ist. Leistung, Resistenz, Sanftmut u.s.w. gepaart mit Wirtschaftlichkeit sind kurz gesagt diese einmaligen Merkmale.  
  • Die beste Biene, ohne eine angepasste Betriebsweise, wäre wie ein Rennwagen der Formel 1 ohne Rennbahn … Es wird allgemein unterschätzt, dass Bruder Adam hier auf geniale einfache Weise den Imkern den Schlüssel zum sofortigen Erfolg gegeben hat. Nur weil viele Imker glauben sie müssten noch selbst alles wiedererfinden ist zu erklären, dass etliche, man kann es ruhig sagen, diese Gold-Biene  zu Tote wirtschaften. Näher am Erfolg kann man nicht vorbeigehen…
  • Die zwei Obigen genannten Eigenschaften (gute Biene, gute Betriebsweise) wäre jedoch nicht möglich, wenn nicht hinter diesen zwei Hauptpfeilern ein dritter Pfeiler, sich gewissermaßen verstecken würde, d.h. eine tiefe echte Lebensphilosophie :

„Der Imker ist nicht der Meister seiner Bienen sondern ihr Diener“  – Bruder Adam, 1980

Nur so ist es zu erklären, dass Leistung nicht Ausbeutung geworden ist, sondern Inbegriff von überschwenglicher Vitalität, von Großzügigkeit wie dies nur in einer noch unberührten Natur hin und wieder vorkommen kann. Eine Art glückliche Katastrophe ! Dies ist nicht eine poetische Sicht der Imkerei von Bruder Adam, sondern eine sich immer wiederholende Wirklichkeit, die ich am eigenen Bienenstande feststellen kann.

  • Eigentlich sollte jetzt nichts mehr hinzugefügt werden müssen, aber als guter langjähriger Freund von Bruder Adam ist mir klar geworden, dass die besten Pfeiler nur standhalten, wenn sie ein gutes geistig-religiöses Fundament besitzen. Der Ausdruck dieser Geistlichkeit ist bei Bruder Adam nicht in einer, wie so oft, abstrakten Spiritualität zu suchen, sondern in einer Art Verwandlung in das Konkrete, genauso wie der Heilige Benedictus es wollte: “Etwas hilfreiches, brauchbares, mit seinen eigenen Händen zu schaffen, zum Nutzen seines Nächsten.”  
  • Dass ein Lebenswerk, wie es Bruder Adam in 95 Jahren aufgestellt hat, nur mit einer unsäglichen Mühe und Arbeitskraft und unbeugsamen Willen geschehen konnte, braucht nicht unterstrichen zu werden. Das aber trotz dieser großen Persönlichkeit sich dahinter ein feinfühliger, sensibler, Mensch versteckt, ist letztendlich dass, was meinen sechs Kindern aber insbesondere meiner Frau und auch mir selber erlaubt in Bruder Adam, weit vor allem, einen einmalig guten Freund zu besitzen.

Wenn Sie mich nun fragen, warum es das Kloster einem seiner originellsten und treuesten Diener jetzt so ergehen lässt, werde ich sehr traurig. Ja ich fühle mich sogar mitschuldig, weil es mir nicht gelungen ist, im Namen dieses so schönen Glaubens der christlichen Nächstenliebe, das Kloster zu überzeugen, dass hier etwas geschieht, dass eine Art Opfer bedeutet. Solches widerfährt, so scheint mir, öfters den großen Dienern Gottes… Sind wir, wie mir ein Mönch von Taizé vor 30 Jahren sagte, vor einer „Perfection culpabilisante“ oder vor einer Verirrung der Geistigen Verantwortung der jungen Mönche die jetzt im Kloster Buckfast walten? Ich weiß es nicht!

Sicher ist, dass Bruder Adam zu gerne den ganzen Imkern der Welt noch ein letztes Geschenk hätte machen wollen indem er ihnen zumindest einen Weg für eine Varroa resistente Biene zeigen wollte.

Das Kloster hat es nicht gewollt!
Gott sei es geklagt!

aus Imkerei-Technik-Magazin, 1993, N° 4 Seite 27-28
und Gemeinschaft der Buckfastimker, 1993