Immer mehr Menschen interessieren sich für die Imkerei. An sich ist das eine gute Sache, schwindet die Zahl der Imker und Bienenvölker Jahr für Jahr doch immer weiter.
In den letzten Jahren scheint sich jedoch ein gewisser Trend abzuzeichen, der mich besorgt werden lässt. Immer mehr Naturfreunde wollen sich mit der Imkerei beschäftigen. Dabei möchten sie nur ein Bienenvolk zur Bestäubung für ihren Garten aufstellen, von dem die Naturfreunde dann auch keinen Honig ernten wollen, vielleicht jedoch ein wenig, aber dann auch nur für den Eigenverbrauch.
Damit es die Bienen dann auch gut haben, sollen sie in sogenannten “wesensgemäßen” Magazinen wohnen dürfen. Da gibt es mittlerweile die verschiedensten Auswahlmöglichkeiten. Zum Einen wird die “Bienenkiste” angeboten. Gerade dieses System steht bei Anfängern hoch im Kurs. Gleich gefolgt von der “Warré-Beute”. Neben diesen beiden Systemen werden am Markt noch weitere “wesengemäße” Bienenbehausungen angeboten. Vorreiter sind die Imkerfreunde der Demeter-Bienenhaltung rund um das Netzwerk von “Mellifera e.V.”, deren Ideenreichtum beim Erfinden neuer Bienenwohnungen keine Grenzen zu kennen scheint.
Der wissbegierige und fürsorgliche Anfänger steht also spätestens hier vor einer für ihn kaum zu durchblickenden Vielzahl an Angeboten und damit vor einem schier unlösbaren Problem… Für welches Beutensystem soll man sich entscheiden? Welches Magazin ist für meine Bienen sinnvoll?
Zu allererst möchte ich Ihnen an dieser Stelle sagen, dass selbst ein mittelmäßig starkes Bienenvolk mehr Honig produziert, als Sie im Jahr essen werden, es sei denn, Sie und Ihre Familie verzehren 30-50kg Honig pro Jahr. Zudem beginnt man nie nur mit einem Bienenvolk. Stellen Sie sich vor, das Völkchen übersteht den Winter nicht. Dann stehen Sie im Frühjahr wieder da, wo Sie im letzten Jahr auch standen – nämlich bei Null!
Die Zeit, die Sie für ein Bienenvolk investieren, investieren Sie auch für fünf Völker. Das macht keinen großen Unterschied und sollte doch ein Volk den Winter nicht überstehen, haben Sie noch vier weitere Bienenvölker, die Sie weiter vermehren können.
Aber kommen wir hier noch einmal zu den Beutentypen zurück.
Sie werden jetzt vielleicht etwas irritiert sein, aber keine der Ihnen als “wesensgemäß” angebotenen Bienenbeute, erfüllt die Anforderungen, die ein Bienenvolk an die Behausung stellt.
Das Prinzip der Bienenkiste beruht auf einem System, das über 100 Jahre alt ist. Vor 100 Jahren hielt man in Deutschland aber eine ganz andere Bienenrasse – die sog. “Dunkle Biene” oder “Apis mellifera mellifera”. Diese Bienenrasse wurde durch die Carnicabiene in den 1930-er Jahren ersetzt. Die Dunkle Biene, die nur kleine Völker aufbaute und im Honigertrag und Sanftmut der “Carnicabiene” weit unterlegen war, wurde somit vollständig verdrängt. Es war eben jene Sanftmut und der höhere Honigertrag, der die Imker im damaligen Dritten Reich überzeugte.
Unsere heutigen Bienen sind ein Überbleibsel dieser Carnicabiene. Sie werden als “Landbienen” bezeichnet, weil sich in ihrem Ergbgut Eigenschaften der Carnicabiene und anderer Bienenrassen befinden. Wenn Ihnen also Ihr Nachbarimker, der seit Jahren keine züchterische Arbeit mehr leistet sagt, Sie hätten Carnicabienen zu halten, oder sollten mit diesen Bienen Ihre Imkerei beginnen, so ist das schlichtweg falsch. Die Imker haben, wenn überhaupt, noch eine carnicageprägte Landbiene. Aber ohne Zucht bleibt die Landbiene eine Landbiene!
Aufgrund des Umstandes, dass selbst carnicageprägte Landbienen wesentlich größere Völker aufbauen als die ehem. “Dunkle Biene”, ist die “Bienenkiste” ein schwarmerzeugendes System, das bestensfalls als Brennholz geeignet ist. Für eine wesengemäße Bienenhaltung ist die Bienenkiste nicht empfehlenswert, weil sie für das Bienenvolk viel zu klein ist. Hinzu kommt die unhandliche Handhabung, die schlechten Kontrollmöglichkeiten bei der Behandlung gegen die Varroamilbe, die Honigernte ist eine Katastrophe und Ihr Nachbar wird sicherlich nicht begeistert sein, wenn er regelmäßig Bienenschwärme in seinen Bäumen hängen hat! Bitte bedenken Sie all das, bevor Sie sich für die Bienenkiste entscheiden.
Das System der Warrébeute ist dahingehend schon moderner. Hier haben Sie kleine Holzleisten, an denen jeweils ein Anfangsstreifen (Mittelwand) eingesetzt wird, an dem die Bienen dann selbst bauen (Naturbau). Auch dieses System ist fast 100 Jahre alt. Der Vorteil gegenüber der Bienenkiste ist hierbei, dass sich das Magazin mittels Zargen erweitern lässt. Das heißt, dass dieses Beutensystem mit dem Bienenvolk mitwachsen kann. Allerdings sind die Rähmchen, an dem der Naturbau hängt, ziemlich klein, so dass Sie viele kleine Türmchen (Zargen) aufsetzen müssen, damit sich das Bienenvolk halbwegs entfalten kann. Probleme werden Sie in diesem System, ebenso wie bei der “Bienenkiste” beim Honig ernten haben. Waben im Naturbau lassen sich in einer normalen Honigschleuder nicht ernten. Der Honig muss aus den Naturbauwaben herausgepresst werden. Ich kann Ihnen versichern, dass das eine ziemlich klebrige Angelegenheit ist! Aufgrund der kleinen Rähmchen erzeugen Sie auch mit diesem System Bienenschwärme, worüber sich weder Ihr Nachbar noch Sie, als fürsorglicher Jungimker freuen sollten.
Die Krux mit den Bienenschwärmen
Sie werden nach dem bisherigen Text sicher festgestellt haben, dass ich mit den so hoch angepriesenen “wesensgemäßen” Bienenkisten meine Probleme habe. Das liegt keinesfalls daran, dass ich meinen Bienen so hübsche Kästen nicht gönnen würde, allerdings halte ich von diesen Systemen überhaupt nichts. Die Waben oder Rähmchen sind zu klein damit sich das Bienenvolk, vor allem aber die Königin, völlig frei entfalten kann. Die Honigernte ist eine Katastrophe und die Behandlung der Völker gegen die Varroamilbe und darauffolgende Erfolgskontrolle sind nicht möglich.
Weiterhin erzeugen Sie mit diesen Systemen eine Vielzahl von Bienenschwärme.
Nun ist das mit den Bienenschwärmen so eine Sache. Viele Imker, vor allem die Hardcore-Demeter-Ökoimker, lassen die Völker bewusst schwärmen, um so den Erhaltungstrieb des Bienenvolkes zu unterstützen, die Völker zu vermehren und um die Varrolast in den Völkern zu drücken. An und für sich eine tolle Sache, die auf der anderen Seite jedoch mehr Nachteile als Nutzen für Sie und Ihre Bienen bringt.
Weniger gut ist es nämlich, wenn Sie den abgehenden Bienenschwarm nicht einfangen können, weil sich der Schwarm entweder eine Tageszeit zum Schwärmen herausgesucht hat, zu der Sie noch auf Arbeit oder sonstwie abwesend sind, oder der Bienenschwarm in luftiger Höhe hängt, in der Sie durch einen Sturz aus luftiger Höhe einen gebrochenen Arm lieber nicht riskieren wollen.
In dieser Situation ist der Bienenschwarm, sollte er bei seiner weiteren Reise nicht doch von einem anderen Imker eingefangen werden, verloren. Ein Bienenschwarm wird in der freien Natur und ohne die fachkundige Betreuung durch einen Imker vielleicht ein oder zwei Jahre überleben. Anschließend wird höchstwahrscheinlich die Varroamilbe die Ursache für den Tod des Bienenschwarmes sein. Sie schicken die Bienen mit dem bewussten Zulassen des Schwärmens damit in den sicheren Tod. Von wesensgemäß kann da keine Rede mehr sein, oder?
Der Teil der Bienen, der in Ihrer Bienenkiste übrig bleibt, muss nun hoffen, dass eine Königin aus einer der Nachschaffungszellen schlüpft, bei gutem Wetter von Drohnen begattet wird und anschließend das Überleben des Restbienenvolkes sichert. Sollte die junge Bienenkönigin aufgrund eines Ereignisses umkommen, ist auch das Restvolk verloren. Aus diesem Grund lässt der fürsorgliche Bienenhalter seine Völker gar nicht erst schwärmen -. allerdings geht das nicht in der Bienenkiste oder sonst irgendeiner als “wesensgemäß” getarnten Geldeinnahmequelle!
Ich kann Ihnen aus 18-jähriger Imkerpraxis sagen, dass ich in diesen 18 Jahren schon einige Systeme und Beuten ausprobiert habe. Letztendlich habe ich mich für das Dadantmagazin (12 Waben nach Bruder Adam) entschieden. Hier hat die Königin und das Bienenvolk optimale Entfaltungsmöglichkeiten. Ich kann die Völker sehr bequem und schnell (denn das ist für die Harmonie im Bienenvolk wichtig!) bearbeiten, Honig ernten und die Bienenvölker gegen die Varroamilbe behandeln.
Vor allem Bio-Berufsimker, imkern im “12-er Dadant”. Auch sie haben durch die Richtlinien der verschiedenen Bio-Vereinigungen hohe Vorgaben, wie sie die Bienenvölker zu betreuen haben. Denken Sie mal darüber nach!
Sie als Jungimker haben nicht nur eine hohe Verantwortung für Ihre Bienenvölker, sondern gleichzeitig auch für fremde Bienenvölker, die Imkerkollegen in Ihrer Umgebung betreuen.
Kommen Sie dieser Verantwortung nach und erwerben Sie ordentliche und seit vielen Jahren erprobte und bewährte Magazine!